#TdH18 – Resumee Tag 1

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Impression von der Keynote-Session; v.l.n.r.: Prof. Schütze (TU Dresden), Prof. Disse (TU München), Prof. Feger (TU Dresden), Sachsens Umweltstaatsminister Schmidt, Dr. Müller (LfULG), Prof. Weiler (Uni Freiburg)

Nun ist der erste Tag des 20. Tages der Hydrologie vorbei und ich frage mich, welche Lehren, Erkenntnisse und Einsichten hängen bleiben (sollten). Ich versuche, die aus meiner (subjektiven!) Sicht prominentesten Thesen und Richtungen kurz anzureißen.

Hinweis: da auf der Tagung vier Sessions parallel liefen, kann der Artikel natürlich nur einen Ausriss liefern.

  • Modellierer und Entscheidungsträger müssen (noch) enger zusammenrücken und zukünftig eventuell auch direkt zusammen arbeiten. Das betrifft auch und insbesondere die Frage danach, wer beispielsweise die Risikobewertung vornimmt (bspw. Vorhersageersteller oder -nutzer).
  • Die hydrologischen Wissenschaften orientieren sich aktuell stark in eine sozio- sowie öko-hydrologische Richtung.
  • Dass Unsicherheiten vorhanden sind und diese kommuniziert werden sollten, ist mittlerweile Common Sense. Keinen Common Sense gibt es allerdings dahingehend, wie Unsicherheiten (methodisch) ermittelt werden, wie geeignete Produkte aussehen, um Unsicherheitsaussagen zu transportieren und was Kommunikation in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet (Information vs. Konsultation vs. Partizipation).
  • Die Monetarisierung von hydrologischen Maßnahmen und deren Wirkung (beispielsweise Hochwasservorhersage plus Steuerung einer vorhandenen Retentionsmaßnahme vs. Aufwand für neuen technischen Hochwasserschutz) ist möglicherweise methodisch noch ausbaufähig, kann aber bereits straightforward angewendet werden und dient durchaus, Maßnahmen und -optionen transparent und in Abstimmung mit Stakeholdern darzustellen.
  • Eine tatsächlich prozessorientierte Forschung in der Landschaft (Experimentalgebiete, Hang- und Plotstudien, Lysimeterstudien, etc.) wird (zumindest gefühlt) mehr und mehr zurückgefahren (hier wäre sicher eine Überprüfung dieser These anhand einer Metastudie mehr als interessant).
  • Eine sehr interessante “Ausnahme” bzgl. des vorhergehenden Punkts war der Vortrag von Fabian Ries et al. (AG Prof. Weiler), wo extensive Beregnungsversuche auf der Plot-Skala in ganz Baden-Württemberg (23 Standorte!) vorgestellt wurden. Das Ziel war hier, die kleinskalige Abflussbildungsdynamik bei (extremem) Starkregen besser zu verstehen und zu quantifizieren.
  • Gehört hier im engeren Sinne nicht dazu, ist aber im Kontext eine Erwähnung wert: Vor allem im globalen Maßstab (auch und vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern!) werden hydrologische und meteorologische Messnetze eher dünner als dichter.
  • Messdaten sind wichtig wie eh und je! Sie bringen allerdings die Hauptunsicherheiten in hydrologische Betrachtungen ein. Fernerkundung kann eine zeitlich kontinuierliche Prozessbeobachtung am Punkt nur ergänzen, niemals ersetzen. Konzeption, Pflege, Ausbau und Optimierung der Messnetze ist daher ein Dauerthema. Fernerkundung als neuartige (im Sinne von “ersetzende”) Strategie zur Datenerhebung erscheint als eine Idee, welche nicht umfassend tragen wird.
  • Konkrete Projekte, welche einen spürbaren Impact und direkte Verbesserungen “vor Ort” erzielen, tragen sich gewissermaßen selbst. Es gab einige sehr schöne Beispiele dafür zu bestaunen (Hochwasservorhersage Sihl/Entscheidungsunterstützung Bewirtschaftung Sihl-Speicher, modellunterstützte hochwassersensitive Renaturierung der Escher – um nur zwei zu nennen).

Für ein (auch nur vorübergehendes) Fazit ist es zu diesem Zeitpunkt zu früh. Schauen wir mal, was der morgige zweite Tag der Konferenz bieten und bringen wird.

Abschließend sei unbedingt gesagt, dass die Konferenz über die Erwartungen der Veranstalter hinaus sehr gut besucht wird (aktuell tummeln sich wohl mehr als 400 Teilnehmer hier). Aus meiner Sicht ist das ein dicker Strich unter der Wichtigkeit der hydrologischen Wissenschaften im Angesicht der Herausforderungen des (bereits seit einiger Zeit) angebrochenen neuen Jahrhunderts.

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One thought on “#TdH18 – Resumee Tag 1

  1. Hervorragende Zusammenfassung der zentralen Punkte. Die soziol. Richtung, die das Fachgebiet zu nehmen scheint, kann ich nur begrüßen. In anderen Gebieten (Naturschutz, Raumplanung) ist es schon lange keine Frage mehr, welche Stufe auf der Leiter der Kommunikation den größten Erfolg verspricht: Partizipative Ansätze sind zwar teuer und aufwändig und machen oft Angst, aber sie tragen langfristig am weitesten.

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