Starkregen und Hochwasser in Baden-Württemberg 29./30. Mai 2016

Ein sehr guter Abriss der Ereignisse im Osten Baden-Württembergs am 29./30. Mai 2016 findet sich auf floodlist.

Die Informationen und Einlassungen, die die Medien in den vergangenen Tagen und Stunden verbreiteten, haben mich über einige Dinge nachdenken lassen; ich möchte – ganz schlaglichthaft – davon drei Aspekte aufgreifen:

Extremer Niederschlag

Auf Grund der synoptischen Situation (Tiefdruckrinne mit ausgeprägter Konvektion durch Luftmassenkonvergenz) war die Gefahr von Starkregen abzusehen. Die stark organisierten Strukturen des Gewitterkomplexes, welcher am Abend des 29.05.2016 vor allem über dem Osten Baden-Württembergs wütete, führten zu extremen Ausprägungen des Niederschlags; regional fielen bis zu 100 mm in 12 Stunden bzw. über 80 mm in 6 Stunden, wie beispielsweise in Kirchberg an der Jagst (nicht weit von Braunsbach):

Niederschlagsverlauf an der DWD-Station Kirchberg (Quelle: HVZ Baden-Württemberg).
Niederschlagsverlauf an der DWD-Station Kirchberg (Quelle: HVZ Baden-Württemberg).

Diese lokalen (!) Niederschlagsmengen in solch kurzen Zeiträumen treten statistisch gesehen an ein und demselben Ort (!!) sehr selten auf (die Jährlichkeit für den oben gezeigten 6-, bzw. 12-Stunden-Regen dürfte jenseits der 100 liegen). Allerdings gibt es solche Ereignisse – bezogen auf eine größere Fläche, wie ein Bundesland – immer einmal wieder. Einen Eindruck davon vermittelt z.B. die in diesem Artikel enthaltene Listung von Hochwasserereignissen in Folge von Starkregen für Sachsen.

Die Rolle von “Versiegelung”

Immer wieder war und ist auch in Zusammenhang mit lokalen Hochwasserereignissen die Forderung nach “Entsiegelung” zu vernehmen, wie beispielsweise hier von Ines Pohl/Deutsche Welle:

Fakt ist, Wasser gelangt durch Infiltration in den Boden; die Rate, mit der Wasser in natürlichen (“unversiegelten”) Boden eindringt ist dabei (a) generell limitiert, (b) nimmt über die Zeit ab und (c) ist weiterhin abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, wie beispielsweise den Bodeneigenschaften oder nicht zuletzt dem Geländegefälle.

Bei einem extremen Starkregen wie dem Braunsbach-Ereignis werden daher auch auf gewachsenem Boden nur einige Prozent der Niederschlagsmenge nicht abflusswirksam; einen wesentlichen Einfluss von “Entsiegelungsmaßnahmen” oder auch Änderungen der Landnutzung (“Aufforstung”) auf die Abflussbildung gibt es dabei nicht!

Warn- und Ereignismanagement

Sinngemäßes Zitat Jens Nising, SWR (Video vom 30.05.2016 aus der Tagesschau: hier): “Die Leute sind ja überhaupt nicht vorgewarnt worden; man muss sich vorstellen, es gab Starkregen, so wurde es angekündigt, und dann ab 20 Uhr ging alles in Sekundenschnelle”…

Andere Baustelle: Jörg Kachelmann… Unter dem Hashtag #Hochwatergate finden sich mittlerweile Einlassungen (Bezug nehmend hierauf: http://wetterkanal.kachelmannwetter.com/hochwatergate/), welche einen glauben machen könnten, viele – ach so aufgeklärte – Digital Natives seien zu den Aluhüten übergelaufen.

Fakt ist, dass das Warn-, Alarm- und Ereignismanagement sehr wohl funktionierten! Gut lässt sich das beispielsweise im bereits erwähnten Beitrag auf floodlist nachvollziehen. Und auch die Tagesschau am 29.05.2016 von 20 Uhr hat die Warnlage ihrem gesetzlichen Auftrag folgend deutlich kommuniziert (wenngleich der SWR-Korrespondent [siehe oben] da offenbar einen Tag später nicht so im Bilde darüber war):

Screenshot Tagesschau vom 29.05.2016, 20 Uhr.
Screenshot Tagesschau mit Untertiteln vom 29.05.2016, 20 Uhr (Quelle: ARD-Mediathek).
Screenshot Tagesschau vom 29.05.2016, 20 Uhr.
Screenshot Tagesschau mit Untertiteln vom 29.05.2016, 20 Uhr (Quelle: ARD-Mediathek).

Der Deutsche Wetterdienst hatte die Situation frühzeitig sehr deutlich “auf dem Zettel” (Stand: Samstag, 29.05.2016, 13:30 Uhr) und entsprechend (vor-)gewarnt:

Und natürlich ist es heute einfacher denn je – beispielsweise mit der hervorragenden DWD-WarnWetter-App – sich umfassend und standortbezogen warnen zu lassen (auch und vor allem als Digital Native)…

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