Starkregen in Ostsachsen am 23.05.2016

Sehr intensive Starkregenereignisse in Sachsen führten in den Abendstunden des 23.05.2016 lokal zu Ausuferungen kleinerer Gewässer und an einigen Meldepegeln mit kleineren Einzugsgebieten in den Flussgebieten der Schwarzen Elster sowie den Nebenflüssen der Oberen Elbe zum kurzzeitigen Überschreiten der Richtwerte bis einschließlich der Alarmstufe 3. Lokal wurden extreme Niederschlagshöhen von bis zu 40 mm in kürzester Zeit beobachtet. Die Wasserführung ist bereits wieder sehr rasch zurückgegangen.

Synoptisch war das Geschehen durch eine ausgeprägte Tiefdruckrinne bestimmt, wobei die Luftmassenkonvergenz die Konvektion antrieb. Besonders beeindruckend dabei war eine sich in den Nachmittags- und Abendstunden des 23.05.2016 ausbildende Superzelle, welche vom Oberen Elbtal in Richtung Cottbus zog und mit extremem Starkregen, Hagel und Orkanböen einherging (siehe auch Beitrag bei Fichtelbergwetter).

Die Zelle verlagerte sich dabei rasch nordwärts; quantitative Wetterradar-Produkte (Radolan) lassen auf lokale Intensitäten jenseits der 40 oder gar 50 mm pro Stunde schließen, wobei hier durchaus der Hagel für größere Unsicherheiten in der Quantifizierung gesorgt haben könnte (siehe Bild 1).

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Bild 1: Verlagerung der Superzelle mit signifikanten Niederschlagssignalen Richtung Norden (Wetterfoto: Marco Rank via Youtube; Radardaten: DWD via Climate Data Center).

Hydrometeorologisch besonders interessant war das Geschehen im Einzugsgebiet der Oberen Schwarzen Elster. Dort befindet sich am Klosterwasser der Pegel Panschwitz (Einzugsgebietsgröße ca. 35 Quadratkilometer). Wenig südlich davon befindet sich ein Online-Niederschlagsmesser, welcher minütlich aufgelöste Daten liefert (Bischofswerda). Für eine Übersicht der Lage von Pegel und Niederschlagsmesser siehe Bild 2.

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Bild 2: Detailkarte mit Radarbild sowie ungefährer Lage des Pegels Panschwitz/Klosterwasser und des Ombrometers Bischofswerda (Quelle der Karte: DWD via Twitter).

Schaut man sich die hochaufgelösten Ombrometerdaten an, fallen einige interessante Dinge auf (siehe dazu Bild 3):

  • Das Gutteil des Niederschlags fiel in weniger als einer Stunde zwischen 20:00 und 21:00 Uhr MESZ.
  • Die zeitliche Variabilität des Niederschlagsintensität beim Durchgang der Zelle war sehr ausgeprägt.
  • Die am Ombrometer registrierte Menge (rund 30 mm) liegt etwas unterhalb der Radarschätzung; Gründe hierfür können sein der Windfehler bei der Ombrometermessung (Orkanböen!) sowie durch Hagel hervorgerufene Überschätzung bei der Ableitung des Radar-Niederschlags. Weiterhin könnte sich der Standord des Niederschlagsmessers auch etwas außerhalb der größten Intensitäten befunden haben.
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Bild 3: Intensitätsverlauf Ombrometer Bischofswerda am 23.05.2016 (Datenquelle: LHWZ Sachsen).

Hydrologisch führte der extreme Starkregen zu einer rapiden Reaktion in den betroffenen kleineren Einzugsgebieten (siehe Bild 4); es kam zu einem fast zeitgleichen Anstieg der Wasserführung mit dem Niederschlag durch die hohen Momentanintensitäten ab 20:15 MESZ, nachdem die ersten (weniger intensiven) mm des Niederschlags (zwischen 20:00 und 20:15 MESZ) gefallen waren. Ein Teil der Zeitdifferenz im Anstieg des Abflusses in Panschwitz sowie des Niederschlagsverlaufs in Bischofswerda lässt sich zusätzlich noch mit der räumlichen Distanz zwischen beiden Orten erklären (der Niederschlagsmesser liegt im südlichen Nachbareinzugsgebiet).

WW
Bild 4: Verlauf des Wasserstands am Pegel Panschwitz/Klosterwasser am 23.05.2016 (Datenquelle: LHWZ Sachsen).

Leider existiert wegen ungünstiger hydraulischer Bedingungen am Pegel Panschwitz keine valide Beziehung zwischen Wasserstand und Abfluss. Wäre der Verlauf des Abflusses bekannt, ließe sich (unter Annahme/Kenntnis des Abflussbeiwertes) eine Schätzung über den Gebietsniederschlag anstellen, was sicher mit Blick auf die o.e. Unsicherheiten nicht uninteressant wäre.

Hinweis: in den Abbildungen werden teilweise andere Zeitbezüge (UTC, MEZ) verwendet. Daher wurden Zeiten in MESZ immer als solche gekennzeichnet.

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3 thoughts on “Starkregen in Ostsachsen am 23.05.2016

  1. Es ist relativ mittelmässig originell mich aus welchem Grund auch immer in die Nähe von Reichsbürgern und anderen Durchgeknallten zu rücken. Sie scheinen meinen Text http://wetterkanal.kachelmannwetter.com/hochwatergate/ nicht gelesen zu haben und Ihre lustigen Abbildungen von Tagesschau- und anderen Warnungen haben überhaupt nichts mit meinem Anliegen zu tun: Die mediale Begleitung eines Flash Flood-Ereignisses, während es stattfindet, wie das in anderen Ländern exemplarisch gemacht wird. Hören Sie doch auf mit der Nebelkerze, dass eine summarische Warnung, dass es irgendwo stark regnen kann irgendjemanden davor schützen kann, jämmerlich im Hochwasser zu ersaufen.

    1. Ich möchte mich dabei ausdrücklich nicht auf Ihre Person, sondern auf die auf den Hashtag #Hochwatergate Bezug nehmenden, teilweise geäußerten Meinungen beziehen (z.B. hier: https://twitter.com/f_kierkegaard/status/737359549473165312).
      Was meinen Sie konkret mit “Die mediale Begleitung eines Flash Flood-Ereignisses, während es stattfindet, wie das in anderen Ländern exemplarisch gemacht wird.”?
      Viele Grüße

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